Von Kindheitsträumen und Kassettenkindern

 

Manche von euch freuen sich bestimmt über ein wenig mehr Einblick zu dem Post „Alles hat seine Zeit…“ von vorgestern (du findest ihn auch hier unterhalb, wenn du es lesen magst). Und falls DU dich fragst, warum ich hier „plötzlich“ einen Kurs zur Stimme anbiete, lies gern weiter - du wirst einiges über mich erfahren ;-)

Auf den 1. Blick mag es nicht zusammenpassen und ist doch ein roter Faden in meinem Lebensgewebe. Ich hatte nämlich einmal einen völlig anderen Berufswunsch, als ich ein Kind war… Ich lag auf dem Boden in meinem Zimmer, malte und lauschte Hörspielen - war ein totales Kassettenkind. Und träumte davon, eines Tages einmal mitsprechen zu dürfen oder gar ebenfalls Sprecherin zu werden. All die jungen Detektive waren ja quasi Helden für uns alle, oder?! Jedenfalls liebte ich die Kassetten, kaufte mir auf Flohmärkten gemeinsam mit meinem Bruder immer wieder neue hinzu - hörte sie zum Einschlafen, zum Trost, zum Spielen, während des Malens, zwischendurch, beim Aufräumen … und konnte sie alle recht schnell mitsprechen, so oft liefen sie. Ich bin in einem Haushalt mit nahezu null Fernsehen aufgewachsen und konnte dabei einfach in die Geschichten eintauchen, sofern ich mir nicht selbst welche am Bauch, in den Feldern und am Waldrand spielend ausdachte. Dorfleben in den 1980ern eben.

Ich stellte es mir als den schönsten Beruf überhaupt vor - für Kinder zu sprechen und sie in Geschichten mitzunehmen…

Introvertiert, ganz für mich in einer Tonstudiokabine - mit all den Welten im Geiste.

Ganz zaghafte Schritte machte ich in diese Richtung, was auf dem Dorf eben möglich war.

Und dann, als ganz junge Erwachsene an einem verregneten Tag rief mich eine Freundin an „Fahr nach Darmstadt heute! Die suchen den neuen Hörspielstar! Es kam gerade im Radio. Das ist doch was für dich!“ Ich werde ihr dafür immer dankbar sein - denn es war ein Tag so jenseits meiner Komfortzone und zugleich so aufregend schön! Da saßen wirklich meine Kindheits-Helden der Kassetten versammelt um ein Mikrophon, einen kleinen Bildschirm (ein bisschen wie Karaoke?) und eine Bühne … (hier ist immer Zeichenbegrenzung, daher kürze ich ab )

 

Vor knapp 20 Jahren (ist das wirklich wahr?!?) nahm ich am Casting „EUROPA sucht den Hörspielstar“ (EUROPA - DIE Kinderhörspiele, die Kassettenkinder lieb(t)en!) in Anlehnung an den Erfolg vom Casting-Format "Deutschland sucht den Superstar“, teil. Das fand jedoch nicht im Fernsehen statt (weswegen du vermutlich noch nie davon gehört hast ), sondern in großen Einkaufszentren… mitten am Tag vor allen Leuten - und forderte mir so viel Mut ab damals! Vor allem, weil die Jury keine geringere war als „Justus Jonas“ von den DreiFragezeichen??? (Oliver Rohrbeck), „Tim/Tarzan“ von TKKG (Sascha Draeger) und Verantwortliche von EUROPA. Alle Gewinnerinnen und Gewinner der einzelnen Städte waren dann nochmal zum Finale in Berlin Anfang 2004. Dort dabeizusein und mit „Justus und Tim“ erneut sprechen zu dürfen, hätte mich allein schon überglücklich gemacht … aber ich habe tatsächlich gewonnen! 

 

Vielleicht kannst du dir irgendwie vorstellen, was das für ein Dorf-Kassettenkind wie mich bedeutet hat?! Der Gewinn war bei den Drei Fragezeichen mitsprechen zu dürfen (klein, aber fein). Ich hatte mir trotz reichlich Schiss meinen Traum erfüllt!

Danach begann ich meine Studiosprecherinnen-Ausbildung und einiges mehr - und wäre wohl auf diesem Weg geblieben, hätte nicht der tragische Tod meines Vaters alles aus der Bahn geworfen und mich vollends auf den Weg geschickt, den ich heute gehe. Doch diese Ausbildung und einige Kurse mehr schloss ich ab und die Leidenschaft für die Stimme blieb immer. Vor ein paar Jahren wurde für mich spürbar, dass es durchaus MEHR Teil meines Lebens sein darf - so wie ich es im letzten Post schrieb „die Samen ruhen im Dunklen der Erde und erblühen nun gereifter..."

 

 

In meinem DIY-Kurs SACRED VOICE findest du also die Leidenschaft von weit über 20 Jahren für den Weg der Stimme, genährt durch meine ebensolange Leidenschaft für den schamanischen Weg.

 

Und jetzt du… Warst du eher Team TKKG oder Team Drei Fragezeichen?

PS: Übrigens siehst du mich hier im Tonstudio mit „Bob Andrews“, „Peter Shaw“ und „Justus Jonas“ - und hier kommt der großartige Eckart Dux nochmal ins Spiel: ich konnte mein Glück kaum fassen, dass er in eben jener Folge ebenfalls mitsprach und ich so auch diesen Menschen kennenlernen und sogar mit ihm gemeinsam im Tonstudio sein durfte!

 

Danke für deine Aufmerksamkeit für diesen sehr persönlichen Post.

Falls es für dich spannend ist und du nicht auf social media aktiv bist:

Dies war der Original-Post vorab, auf den sich der obige Text bezieht ;-)

 

Alles hat seine Zeit
darf wachsen, werden und vergehen
und braucht doch genau jenen Platz, an dem es wachsen darf
sich ausdehnen, Raum einnehmen, Sonne tanken - Beachtung finden, Regen trinken - Gefühle fließen lassen und genährt werden
an einem Ort, der passt und stimmig ist

Gestern Abend haben Dirk und ich noch eine Weile am Kornfeld getrommelt und haben das Abendlicht so sehr genossen - nach wochenlangem Starkregen war es eine echte Wohltat. Die Rehmutter war ganz nah und beobachtete uns eine Weile, der Specht klopfte mit, als ob er mit uns kommuniziert und der Falke landete nur wenige Meter entfernt auf einem Erdhaufen und sah interessiert zu. Ab und an stimmten die Krähen mit ein, die sich zu ihrer Abendversammlung einfanden. Oder zu unserer?
Kurz vorm Einschlafen, in diesem Zwischenraum, ging mir dann so vieles durch den Kopf - die heiligen Höhlen hier in Europa, die heutigen Kinder, die Tiere dieser Erde, die “spirituelle Szene”, in der ich mich so viel weniger zuhause fühle als gerade eben noch am Feldrand mit aller Natur verbunden… die alte Göttin Mutter, die so tiefer Ursprung ist, die Blüten an meinen Kürbissen und die leuchtend blauen Schlehen - der großartige Synchronsprecher Eckart Dux (ja! Ich war auch überrascht! /u.a. “Arthur Spooner” aus “King of Queens”) und welche Ehre es war, mit ihm gemeinsam in jenem Tonstudio sein zu dürfen, in dem die Kassetten meiner Kindheit entstanden und plötzlich die Frage, ob ich wohl noch einmal beschreiben sollte, woher ich komme, wie mein Weg sich bis hierhin entfaltet hat und warum an manchen Tagen etwas vielleicht nicht auf den 1. Blick zusammenpasst, aber immer Teil von mir ist und beim tieferen Hinschauen das volle Bild ergibt? Vielleicht ist es ja wichtig, interessiert jemanden.
Alles das ist für mich Teil zyklischen Lebens.
Eine frühe Phase des Wachstums, Entdeckens, Erblühens, eine Zeit des Kommunizierens mit der Welt, des Heranreifens, des Gebärens, des Verbindens, des Tanzens, eine Zeit des sanften Zurückziehens, Sammelns und Erntens und dann ein Rückzug und auch Punkte an denen sich Zyklen überlappen, treffen, befruchten. So eine Phase gedeiht in mir im Rückzug der letzten 3-5 Jahre. Was nicht hätte geschehen können, wenn ich dem nicht so viel Raum gegeben hätte. Ein lange in den Hintergrund getretener Teil durfte wieder hervorkommen, mich selbst inspirieren und mir so viel Freude bringen - und ich habe mir erlaubt, dem zu folgen. Weil es dran war. Zyklisch.

Manchmal denken wir, ein Lebensabschnitt liegt eine Weile zurück und ist irgendwie vorbei… nur um dann zu merken, er keimte unter der Erde neu und erblüht nun gereifter nach einer Ruhezeit im Dunklen und erinnert uns an das Netz unseres Lebens, in dem wir nichts umsonst gesponnen haben. In dem so vieles miteinander in Verbindung steht und mal laut, mal leise schwingt.

Vielleicht ruft dich auch manchmal etwas scheinbar längst Vergangenes. Es mag noch eine Botschaft haben und es lohnt sich, dort hinzulauschen und sich diese Zeit zu nehmen. So oder so ist es eine Gelegenheit zur Wertschätzung deiner Selbst und der vielen Schritte, die dich bis hierher geführt haben. 🙏❤️

PS: wenn du dich fragst, wie das alles nun zum Anfang passt 😉 ich bin mit einem Gedicht zu den alten Höhlen, der Großen Göttin und Frauen als Hüterinnen der Trommel aufgewacht… und schrieb es direkt auf. Empfangen in der Nacht, von irgendwoher. Das hätte nicht geschehen können, hätten wir uns nicht gestern Abend die Zeit genommen, im Abendlicht mit all den Wesen verbunden zu trommeln. Da bin ich sicher.

❤️ Wir müssen dem Ruf folgen, wenn wir ihn hören… 🥁 irgendwie.