In den letzten Monaten häuften sich die emails von Menschen, die mir schrieben, wie schwer es ihnen fällt, sich wirklich zu zeigen - und sei dies nur mit einem Kommentar unter einem Post in
Social Media. Am besten nicht auffallen und heimlich mitlesen, nicht anecken und leise sein. Gleichzeitig jedoch genau darunter leiden… Ich kann es SO GUT VERSTEHEN. Für mich war seit jeher bis
vor einigen Jahren jede Vorstellungsrunde unangenehm und ich wäre lieber im Boden versunken. Im Vergleich zum weltweiten Internet ist das ja eine harmlose, überschaubare Gruppe von Menschen,
was?! Es steckt immer etwas Gewichtiges dahinter. Und einige Einblicke in die möglichen Ängste und Konditionierungen mag ich dir hier geben - ganz ehrlich, persönlich und facettenreich aus meinem
eigenen Leben. Gerne nimm es als Inspiration, um bei dir zu erforschen, was genau dich abhält, sichtbar zu sein, vor anderen zu reden, etwas offen zu kommentieren etc. und viel wichtiger: deinen
ureigenen Weg zu gehen!
Geerbte Glaubenssätze und Traumata unserer Ahnen
Die Forschung der Epigenetik (ein Zweig der Biologie, der sich mit der Aktivierung von Genen und den Ursachen dieser Aktivierung befasst) ist glücklicherweise inzwischen schon so weit
vorangeschritten, dass klar ist, dass wir in uns nicht nur das Erbe von Haarfarbe oder Körperbau tragen, sondern auch Erfahrungen und Traumata, daraus resultierende Glaubenssätze,
Konditionierungen und Verhaltensweisen von unseren Ahnen an uns weitergereicht werden. Alles, was unsere Vorfahren durchlebten, alle Ängste, alle Sorgen, alle gesellschaftlichen Tabus sind auf
gewisse Weise in uns gespeichert bzw. werden durch Erziehung und Vorbild übernommen.
So auch alle Maßstäbe, die jede Gesellschaft sehr früh in ihrer Entwicklung setzte, und nach denen man sich zu richten hatte. Und all das beeinflusst bis heute die Thematik rund um
„Sichtbarkeit“ und „gesehen werden“. Wer sich nicht an diese genannten Richtlinien hielt, lief schon sehr früh Gefahr, aus dem Dorf / dem Stamm verstoßen zu werden - was zu jener Zeit dem Tod
gleichkam. Die einzelnen hatten im Wald kaum Überlebenschancen, wodurch Verbannung als die schlimmste Strafe erschien. Noch heute sitzt diese tiefste Urangst vor der Verbannung und des
Ausgestoßenseins sowie dem damit verbundenen drohenden Tod in uns - gekoppelt an eine Angst, nicht liebenswert oder nicht gut genug zu sein. Seit frühester Menschheitsgeschichte ist es
überlebenswichtig dazuzugehören und im Stamm vor den wilden Tieren, Unwettern und feindlichen Stämmen sicher zu sein. Ablehnung wird als absolut existenzgefährdend erlebt. Die Programmierung ist
also noch immer: gehöre ich dazu, bin ich sicher. Insbesondere als Baby stimmt dies auch bis heute. Fehlt uns in dieser Zeit Liebe, Zuwendung, Körperkontakt, so überleben wir nicht oder nur sehr
mühevoll und werden es schwer haben, ein gesundes Urvertrauen zu entwickeln und uns auf natürliche Weise zugehörig zu fühlen.
Wir müssen nicht einmal zu den Anfängen der Menschheit zurückgehen. Es reicht ein Blick ins letzte Jahrhundert - zum Beispiel nach Finnland, wo vor nicht allzu langer Zeit der
Besitz einer Trommel gefährlich war. Schlägt unser Herz dann bei einem „schamanischen Schnupperabend“ sehnsuchtsvoll höher, weben sich nicht selten auch diese jüngsten geschichtlichen Ereignisse
eines Nachbarlandes mit hinein (selbst, wenn wir bewusst nichts davon wissen) und von den gesamten Geschehnissen der Hexenverfolgung muss ich wohl gar nicht erst reden. So viele Menschen (zumeist
Frauen) wurden wegen Kräuterwissens, Hebammen-Kunde, Vorahnungen, Heilkraft, Andersartigkeit grausam hingerichtet. Da kann sich auch heute noch, egal wie gut vorbereitet und belesen man/frau ist,
kurz vor dem Kräuterspaziergang plötzlich Panik breitmachen. Denn all das sitzt tief in uns allen. Vielleicht kennst auch du solche Erlebnisse, die du dir mit dem Kopf bisher nicht erklären
konntest?
Alles, was wir aus dem großen Feld der uns vorangegangenen Menschen in uns tragen, mischt sich mit unserer ganz persönlichen Geschichte. Und um dir ganz konkret ein Beispiel dieser unbewussten
Ängste zu geben, möchte ich dir hier meine Geschichte erzählen (so kurzgefasst wie nur möglich, andere Teile folgen ggf. zu anderen Gelegenheiten):
In einem kleinen Dorf, in dem jede*r jede*n kennt, aufzuwachsen und dabei zugleich aus einer tief traumatisierten Familie zu stammen - das kommt ohne Gerede, Klatsch & Tratsch, egal wie
mitfühlend gemeint, einfach nicht aus. Es war mir immer schrecklich unangenehm, wenn die Menschen tuschelten und dann mitunter mitleidig lächelten oder sich eben auch mal schnell wegdrehten, um
nicht grüßen zu müssen, oder so zu tun, als hätten sie nicht über einen geredet. Ein Spießrutenlauf von Kindheit an. Man ist schnell gebrandmarkt und in eine Schublade gesteckt. Egal, ob man dort
reingehört oder nicht. Dabei war es schon schwer genug zu sehen, wie ein geliebter naher Verwandter immer mehr zwischen den Welten wandelte und schließlich in die Ver-Rücktheit abglitt. Einen
Menschen zu verlieren, der zwar da ist, aber zugleich überhaupt nicht mehr da ist - und gleichzeitig als kleines Mädchen nicht zu wissen, ob die eigenen Wahrnehmungen in Wald, Feld und bei
anderen Menschen genauso als Krankheit gelten… Da hätte es kein Gerede hintenrum gebraucht, sondern ein achtsames Reden MIT mir.
Der Körper reagiert auf die Emotionen
So viele Gefühle auf der ganzen Klaviatur von schrecklicher Scham, über die Angst, ausgelacht zu werden / nicht gut genug zu sein / keine Freunde zu finden / niemandem trauen zu können / selbst
verrückt zu sein … und einigen Ängsten mehr, Traurigkeit über die bestehende Situation, Sorge, um die geliebten Menschen, Wut auf Gott, mich selbst, meine Eltern - und gepaart mit dem Gefühl,
irgendwie nirgends so richtig dazuzugehören, ergaben die volle Musik von „ICH WILL VERSCHWINDEN“. Der Körper reagierte und wurde immer dünner. Ich bin seit jeher eine leidenschaftliche Esserin,
doch damals nahm ich immer weiter ab - egal wieviele 300g Tafeln Schokolade mit Torten und Chips ich mir einverleibte. Das Ergebnis war leider noch mehr Gerede („Die hat sicher Bulimie…“ - damals
in meiner Ausbildung) und damit auf eine seltsam falsche Art eher mehr Sichtbarkeit als weniger (manch einer verfolgte mich heimlich zur Toilette, um mich beim Übergeben zu erwischen - was ich
niemals tat und auch heute keinerlei Option wäre). Doch wie das immer so ist, geschehen solche körperlichen Dinge aus einem emotionalen Ungleichgewicht heraus, einem Hilferuf der eigenen Seele
und sind nicht das Resultat einer bewussten Entscheidung. Keiner der Ärzte, die ich damals aufsuchte (ebenfalls mit dem Gedanken „mit mir stimmt etwas nicht, ich muss doch krank sein“) konnte mir
erklären, warum ich immer dünner wurde und eine Ärztin lachte fröhlich: „Sei doch froh! Wünsch dir lieber, dass es so bleibt, wenn du älter wirst!“
Spindeldürr, depressiv und irgendwie hoffnungslos machte ich mich daher schon in der frühen Teeniezeit auf zu diversen „Selbstfindungsseminaren“. Vieles, was ich seit damals gelernt habe, war
eher eine Station auf dem Weg, mal mehr und mal weniger hilfreich - jedoch immer meine Neugier und meinen Forscherinnengeist weckend, mein Bewusstsein weitend, meinen Geist belebend - und
schließlich im Schamanismus angelangt: meine Seele heilend. Hier geschah, was ich immer wollte, seit ich zu meiner „Suche“ aufgebrochen war. Das Weltbild aus meiner Kindheit war plötzlich
willkommen und ich selbst war es ebenfalls. Alles, was ist, als beseelt wahrzunehmen, damit zu kommunizieren und dies als völlig selbstverständlich zu betrachten - Energien zu sehen und auch, was
diese mit Menschen, Tieren und Pflanzen machen, die inneren Bilder, Gefühle und Sehnsüchte der Menschen zu lesen, „zweite Gesichter“ zu sehen, die mich aus meinem Gegenüber anschauten... All das,
was ich damals versteckte, um bloß nicht ebenfalls als verrückt weggesperrt zu werden (was zu jener Zeit meine größte Angst war), war plötzlich nützlich und sollte sogar Menschen helfen können.
Dazu hatte ich zunächst - um ganz ehrlich zu sein -, absolut keine Lust. Introvertiert, super gern allein und mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt, kam mir das wie eine viel zu große Last vor,
die Sorgen von Fremden anhören und mitfühlen zu sollen. Ich wollte einfach „nur“ selbst gesund und wieder fröhlich sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch ich begriff irgendwann, dass der
Schamanismus und das Vermitteln zwischen den Welten ein wichtiger Schlüssel zu meiner Ganzheit war.
Bedingung: „Bitte denken Sie an das Ansehen …“
Einige Jahre der Selbstheilung und dem Teilen der Erfahrungen mit Freundinnen führten immer weiter zu „Einzelsitzungen“. Es war ein Auf und Ab auf der emotionalen Achterbahn und ich war wenig
begeistert, als meine Handynummer plötzlich Fremden gegeben wurde, die mich anriefen und um Termine baten… Bis eine Freundin damals sagte: „Du kannst jetzt nicht mehr zurück. Es wäre nicht fair,
alles, was du kannst, für dich zu behalten.“ Das saß. Und wurde zunächst sehr beweint. Da ich es mir nicht zugetraut habe - und einfach sehr gern allein in der Natur bin. Doch ich begann dem Ruf
zu folgen. Da ich damals keine eigene Wohnung hatte, fuhr ich lange Zeit als „mobile Schamanin“ (wie ich gar nicht genannt werden wollte) zu den Menschen nach Hause. Flyer oder Webseite gab es
nicht. Geld nahm ich nicht an. Wenn jemand etwas geben wollte, freute ich mich über meine Lieblingsschokolade. Doch irgendwann sprachen mich immer mehr Menschen an, dass sie sich schlecht
fühlten, wenn sie mir „nur“ ein wenig Schokolade gaben - sie wollten bezahlen.
In meinem Job im Öffentlichen Dienst musste ich ein „Nebengewerbe“ anzeigen und genehmigen lassen. Ich füllte alle Unterlagen brav aus und wurde direkt zum Bürgermeister gerufen. Dort habe ich
dann mit klopfendem Herzen erklärt, was ich tue. Ich war sicher, er würde mich auslachen und den Antrag ablehnen. Er hörte jedoch aufmerksam zu und sagte dann zu meiner Überraschung: „Bei anderen
würde ich mich doch sehr wundern… bei Ihnen irgendwie nicht. Es klingt, als machen Sie da etwas Gutes - dann machen sie mal weiter… nur bitte sehen Sie zu, dass es im Internet keine Fotos oder
Ihren Namen gibt - wir dürfen hier nichts genehmigen, was dem Ansehen des Öffentlichen Dienstes schaden könnte.“ Da ich mich von Kindheit an gern versteckte und nicht auffallen wollte, versprach
ich das mit Leichtigkeit und war total froh, dass die Sache so glimpflich abgelaufen war.
War sie das?!
Ich hatte keinerlei Visitenkarten oder ähnliches, aber immer mehr Menschen wollten mich gern empfehlen. So entstand mit viel Liebe zu den Texten und dem Erklären dessen, was ich da mache (im
Rahmen des Erklärbaren) meine erste extrem rudimentäre Webseite „Schmetterlingsenergie“ mit dem Fokus auf der Transformation der Seele und des Körpers - komplett ohne meinen Namen oder mein
Gesicht. Die Menschen fanden mich dennoch. Leider häufte es sich dann eine ganze Zeit lang, dass ich die Tür öffnete und meinem Gegenüber aufgrund meiner jungen Jahre alles aus dem Gesicht fiel.
So oft las ich die Gedanken der Menschen und sprach sie auch direkt aus: „Nein, es tut mir leid, ich werde nicht meine Mutter holen, wie Sie es hoffen. Ich BIN tatsächlich diejenige, zu der Sie
möchten - es sei denn, sie möchten nun wieder gehen?!“ Niemand ging, doch die Zweifel ob meines Alters und mangelnder (Lebens-)Erfahrung blieben. Sich immer wieder beweisen zu müssen, immer
wieder nicht als die wahrgenommen zu werden, die man nun einmal war, war anstrengend, und ich wünschte mir sehr, dass ich endlich älter sein würde, damit ich ernstgenommen würde. Zudem wurde der
Wunsch größer, mehr zu zeigen, damit sich die Menschen VORHER entscheiden konnten, ob sie kommen wollten oder nicht.
Es wurde immer mehr zum Hindernis, dass ich mich nicht zeigen durfte und ein erneutes Gespräch mit dem Bürgermeister, um eine echte Webseite mit vielen Informationen erstellen zu können, wurde
immer dringlicher. Kurzgefasst blieb es bei der herausfordernden Einschränkung, mein Foto bitte nicht zu zeigen. So arbeitete ich viele Jahre lang irgendwie heimlich nebenbei. Bis meine
schamanische Arbeit der Ehefrau eines Kollegen wärmstens empfohlen wurde…
In die Seele sehen - der Weg der Seher und Seherinnen
Eine Welle der Panik ergriff mich damals, denn ich machte ja Hausbesuche. Mein Kollege würde mich erkennen. Doch es ging um diese Frau und so sagte ich schließlich zu. Obwohl damals alles gut
ging und herzliche Gespräche mit allen Beteiligten entstanden, war es der Anfang vom Ende der Heimlichtuerei. Zu anstrengend und fordernd. Ich wollte mich unbedingt freischwimmen und so etwas nie
wieder erleben. Zudem quälte es mich seit jeher, dass man seine Spirits verleugnen sollte - sie sind es schließlich, deren unerschöpflicher Quelle ich so vieles zu verdanken habe und ohne deren
Eingebungen mir so vieles verborgen bleiben würde. So entstand trotz Auflage bei der Genehmigung zu dieser Tätigkeit auf Flyer zu verzichten, mein erster Flyer - ohne Foto natürlich. Das blieb
lange eine Hürde. Als ich meine erste Meditations-CD für einen anderen Autoren einsprechen durfte, fragte mich der Verlag nach einem Sprecherinnen-Foto und noch am Telefon fing ich an zu
hyperventilieren vor Panik (ja, das war schlimm peinlich…) und konnte nur immer wieder „NEIN!“ sagen. Es erschien ohne Foto.
Ich hatte mir fest vorgenommen, das alles nur bis zu einem bestimmten Tag X so weiterzumachen. Irgendwann war meine innere Deadline erreicht (mehr dazu und zum Weg in die Selbstständigkeit findest du hier), ich beschloss
zu kündigen und erstellte trotz aller Angst meinen ersten Flyer mit Foto von mir, dem Meer und mit dem Satz „In die Seele sehen…“
Spannenderweise blieben ab dann die vielen Neuklient*innen aus, obwohl meine Flyer mit wärmsten Empfehlungen weitergegeben wurden. Ich schob es zuerst auf mein Alter, was sonst. Doch nach und
nach berichteten mir die Empfehlenden allesamt etwas Ähnliches wie: „XY hat mir jetzt gesagt, dass der Flyer ihr/ihm Angst macht und sie/er nicht möchte, dass man in die Seele sieht. Dass man
sie/ihn überhaupt sieht.“ Das hat mich lange beschäftigt und viele Fragen aufgeworfen…
Warum geht man denn zu einem Schamanen oder einer Seherin, wenn man nicht gesehen werden will?
Hofft man vielleicht, dass es ohnehin nur Hokuspokus ist?
Wie könnten Seelenanteile zurückgebracht werden, wenn diese nicht mit allen Sinnen „gesehen“ würden?
Wieso hat jemand ANGST…VOR MIR?!?
Warum ist dies nicht pure Entspannung, wenn jemand WIRKLICH SIEHT, wie man ist? Wenn dabei alle Masken fallen dürfen und das ECHTE gesehen wird - ohne Projektionen und
Voreingenommenheit?
Wie könnte hilfreiche Begleitung möglich sein, ohne wahrhaftig gesehen und gehört zu werden?
Ich selbst hatte bei all den wunderbaren Lehrer*innen, bei denen ich das Glück hatte lernen zu dürfen, keinerlei Bedürfnis mich zu verstecken, weil ich wusste, sie würden mich ohnehin erkennen.
Mit allen Schattenseiten, allem, was der Heilung bedurfte, den Wunden, Verletzungen und Schamgefühlen - und genau DIE wollte ich ja gern transformieren (wozu sie natürlich erst einmal gesehen
werden mussten). So blieb meine Aussage „In die Seele sehen…“ für sehr lange Zeit so, denn genau das wollte ich ja - ebenso tiefgründig andere Menschen begleiten und einen Beitrag zu einer
authentischeren Welt leisten, in der sich alle zeigen können, wie sie sind und keine Angst haben müssen. So viele Menschen suchten mich dann plötzlich, als ich längst nach Bielefeld verzogen war
und berichteten mir unabhängig voneinander, dass mein Flyer 3, 5 oder gar 7 Jahre am Kühlschrank hing oder in der Schublade lag (und immer wieder hervorgekramt wurde), bis sie sich endlich
trauten. Und nun war ich gar nicht mehr im Frankfurter Raum tätig?!
Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass die inneren Prozesse solange dauern, wie sie eben dauern.
In (heute auf den Tag genau) 10 Jahren vollständiger Selbstständigkeit mit zahlreichen Seminaren und über 5.000 Einzelsitzungen ist mir das ganz große Thema „Ich werde nicht gesehen/gehört“ immer
und immer wieder begegnet und schon zu Beginn fragte ich oft zurück: „Zeigst du dich denn wirklich? Sprichst du denn, was du wirklich zu sagen hast?“ Häufig kamen direkt Tränen in die
Augen.
Wie sollen andere uns sehen oder hören, uns gebührend wertschätzen oder „so lieben, wie wir wirklich sind“… wenn sie dies gar nicht wissen, sehen, hören oder fühlen können?
Die Angst, verstoßen zu werden, nicht geliebt zu sein und zu sterben führt zu einem (manchmal lebenslangen) Versteckspiel und dieses hinterlässt Spuren.
Absurde Welt - Presse und Social Media
Relativ neu in Bielefeld, frisch verliebt und ohne örtlichen Freundeskreis oder meinen gewachsenen Klientenstamm und somit auch ohne Mund-zu-Mund-Propaganda schrieb ich ganz motiviert die Presse an - und erlebte etwas ganz Schreckliches! Ein netter Journalist hatte sehr wohlwollend und letztlich auch persönlich total interessiert über mich berichtet und so hatte ich keinerlei Sorge, als sich ein Team eines örtlichen Blättchens ankündigte und über unser damals frisch erschienenes Buch „Ahnenreise“ berichten wollte. Sie kamen in unser Haus, tranken mit uns Tee und nach sehr kurzem freundlichen Geplänkel wurden die Fragen an Dirk und mich seitens des interviewenden Herren immer unangenehmer und in eine Ecke drängender. Wir hielten fachlich und menschlich allem Stand. Als das Gespräch endlich zuende war und die beiden am Treppenabsatz zum Verabschieden standen, zog er seltsam grinsend ein paar Blätter aus seinem Köfferchen, gab sie mir und sagte: „Hier. Der Artikel ist bereits fertig.“ Diesen Moment werde ich nie vergessen. Im Artikel selbst war dann fast nur von mir die Rede und dass ich keinerlei Ausbildungen hätte (zu dem Zeitpunkt jedoch bereits 6 jahrelange Ausbildungen parallel absolviert hatte) und der Autor die Gemeinde fragen wollte: „Braucht unser Dorf das denn wirklich?!“ Ich war geschockt. Und absolut fassungslos über so ein Verhalten unter dem Deckmantel des freundlichen journalistischen Begrüßens im Dorf für uns Neuankömmlinge. Dieser Mann hatte mir (und damit auch uns und unserem Buch) niemals eine Chance gegeben und Dank der freundlichen Dame, die seinerzeit dabei war, konnte es alles abgemildert werden, jedoch waren ihr final leider die Hände gebunden, da er das Blättchen wohl leitete. Statt die oben genannte Frage abzudrucken, zählte er ewig lang jede Physiotherapiepraxis, Heilpraktiker, Ärzte, Krankenhäuser etc. aus dem „normalen Feld“ auf und endete mit der Frage „Wieviel Heilkunst braucht der Mensch denn?!“ und fügte zudem an, dass mein Praxisansatz in diesem sehr kirchlich geprägten Dorf doch höchst seltsam sei… Menschen, die mich bei Spaziergängen oder beim Einkaufen sahen, drehten sich weg, statt mich zu grüßen. Und ich wünschte mich einfach nur in meine Heimatregion zurück, weinte viel und versuchte die Scherben zusammenzusetzen. Glücklicherweise führte der Artikel u.a. zum Anruf eines alten Herren aus dem Seniorenwohnheim, der mich unbedingt kennenlernen wollte und sich sicher war, wenn der Autor so hetzt, dann könne ich was. Diese Begegnung führte zu weiteren und die „miese Werbung“ (Verleumdung trifft es im Grunde besser) konnte schließlich irgendwann doch noch zum Guten gewendet werden. Das war bei weitem nicht alles, was es mit meiner Praxistätigkeit seit 2006 an Resilienz benötigte, doch dabei will ich es für heute bewenden lassen.
In unseren Breiten ist die Gefahr der Hexenverbrennung vielleicht gebannt, doch in uns wirkt so vieles weiter, ob bewusst oder unbewusst. Menschen posten begeistert, wie sehr sie das Leben lieben
und wie glücklich sie sind, während sie sich einsam abends in den Schlaf weinen. „Das zeigt man doch nicht. Wie soll denn da mein Business laufen?!“ Andere kommentieren nichts oder schauen nur
mit dem Account eines Freundes auf meiner Seite vorbei „Was sollen denn sonst meine Nachbarn und Verwandten denken?“ oder ich soll nicht zurückrufen, weil zuhause keiner wissen darf, dass man
mich kennt. Alle Themen meiner eigenen Reise sind darin für mich wiedererkennbar: Sorge anderer um deren Ansehen, eigene Ängste (u.a. dass man hinter dem Rücken schlecht redet, man ausgelacht
oder gar ausgegrenzt wird und dass man so, wie man ist, nicht „dazupasst“) und doch auch die Sehnsucht, seinem Herzen zu folgen.
Ob das nun ein Coming Out in der Sexualität betrifft oder im spirituellen Rahmen, in der beruflichen Verwirklichung oder dem Ausleben eines völlig neuen Lebensmodells. Etwas ruft immer lauter -
und man möchte mit jeder Faser seines Seins darauf antworten.
So großartig die Möglichkeit zur Vernetzung mit Menschen am anderen Ende der Welt auch ist - so voller Gefahren, „Hater“, „Shit Storms“ und (angeblicher) Enthüllungen kann es zugleich sein. So
kann das Internet der neue dunkle Wald voller wilder Tiere sein, in den man einst verstoßen wurde… War es früher vielleicht der Säbelzahntiger, der einem gefährlich werden konnte, so ist es heute
der Internet-Troll oder der neidzerfressene Hater, der einem das (soziale) Leben schwer macht.
Doch die Welt hat sich gewandelt! In diesem neuen gefahrenvollen Wald wirst du nicht alleine untergehen, wenn du ihn als die/der durchstreifst, die/der du WIRKLICH bist - denn nur so erkennen
dich die anderen „deines“ Stammes. Jene mit ähnlichen Visionen, Sehnsüchten, Vorlieben, Träumen, Zielen, Werten… Und gemeinsam werdet ihr ein neues Feuer entzünden, an dem ihr alle als die sitzen
könnt, die ihr seid.
Unser Leben ist zu kurz, um unsere Energie dafür einzusetzen, uns zu verbergen, statt dafür, neue Feuer zu entzünden und neue Stämme zu gründen. (Und glaube mir: es kostet verdammt viel Kraft
sich zu verstecken!)
Das größte Geschenk an unsere Vorfahren ist es, das Leben, das sie an uns weitergereicht haben, voll und ganz auszukosten. Dann haben wir deren Geschenk nicht nur ausgepackt, sondern komplett
angenommen.
Möge dein Leben dein Geschenk sein.
An die, die vor dir da waren. An dich selbst. An die, die nach dir kommen werden.
Wenn dich sogenannte Ahnenheilung / Ancestral Healing interessieren, schau gern einmal hier nach unserem ersten gemeinsamen Buch „Ahnenreise“ (voller Journaling-Impulse, Anregungen zur Innenschau
und transformativer schamanischer Reisen.
Du findest es z.B. HIER.
Und kannst es HIER direkt beim Verlag bestellen.
Blogartikel Hauptfoto / Autorinnenfoto von: Sinnwelt Fotografie Patrizia Stabile
*Der Vollständigkeit halber sei hier direkt auch erwähnt, dass es sich einzig um einen mich sehr berührenden persönlichen Erfahrungsbericht handelt und dieser
keinerlei „besser / schlechter“ Bewertungen innehat, sondern lediglich aufzeigt, wieviel man geschenkt bekommen kann, wenn man trotz allen Widrigkeiten oder Umständen, Grübeleien und Abwägungen,
Lästereien und Gerede, seinem Herzen folgt und den Ruf der Seele sowie die Hinweise der Spirits nicht ignoriert.
Ich danke von Herzen all jenen Menschen, die ich in all den Jahren in Einzelsitzungen, Familiensessions, Hochzeitsritualen, Seminaren und Ausbildungen begleiten
durfte und all den Leser*innen unserer Bücher!